Fachtagungsberichte

PRESSEMITTEILUNG

ICADA Fachtagung am 22. und 23. November 2017 in Frankfurt

Vollgepackt mit interessanten Informationen zu Themen rund um die Naturkosmetik war auch in diesem Jahr wieder die ICADA Fachtagung. An den beiden Tagen wurden über 200 Teilnehmer registriert. Der 22. November war den ICADA-„Insidern“, den Mitgliedern, vorbehalten. Hier ging es um den Umgang mit „diskussionswürdigem Behörden-Verhalten“. Am folgenden Tag stand das geballte Wissen der Referenten allen Teilnehmern offen.

Den Anfang machte David Reinhold, Lebensmittelchemiker beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Er referierte über die Vorgehensweisen bei amtlichen Betriebsprüfungen mit Kosmetik-GMP-Beurteilung auf der Basis eine neuen Punktesystem-Kontrollverfahrens. Er veranschaulichte die Entwicklung und den Aufbau der Checkliste sowie das Auswertungssystem. Diese Liste wird voraussichtlich Ende März 2018 zuerst in Nordrhein-Westfalen online gehen und ist bestens geeignet als Leitfaden zur Beachtung im eigenen Kosmetikbetrieb.

Der nächste Referent, Dr. Andreas Reinhart von Reinhart Rechtsanwälte Partnerschaft mbH München, sprach über die Grauzonen in der EU-Werbeverordnung, die 2013 in Kraft trat und die rechtlich unverbindliche technische Leitlinie für Kosmetik in der Version vom 3. Juli 2017. Welche Aussage über Inhaltsstoffe und Wirksamkeit dürfen auf welche Weise gemacht bzw. formuliert werden? Inwieweit sind Aussagen wie „frei von“ oder „ohne“ zulässig? Reinhart schilderte Fälle aus der Praxis und gab Hinweise auf mögliche Lösungen des Problems.

Die Frage nach der Vertriebshoheit über die eigene Marke thematisierte Rechtsanwalt Dr. Oliver Spieker von Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten mbH in Köln. Kann der Inhaber einer Marke darüber bestimmen, auf welchen Vertriebskanälen seine Produkte angeboten werden? Stichwort: Selektiv-Vertrieb. Spieker informierte über die grundsätzliche Problematik, die sich speziell durch die Einführung des Online-Handels ergibt und erläuterte, welche Möglichkeiten es gibt, sein Markenrecht im Vertrieb auf gesetzeskonforme Weise geltend zu machen.

Das vieldiskutierte Konfliktthema Mikroplastik stand im Mittelpunkt des Referats von Dr. Manuel Neumeier, wissenschaftlicher Referent bei ICADA. Er beleuchtete das Thema aus Sicht der Kosmetikindustrie und legte anschaulich dar, dass der Anteil an Plastik in Kosmetikprodukten, auch wenn grundsätzlich nicht erwünscht, bei weitem nicht so gravierend ist, wie in den Medien behauptet wird. Ergänzend wies er auf die White-List von ICADA hin, in der Naturkosmetik-Hersteller gelistet sind, die völlig auf Kunststoffbestandteile in ihren Produkten verzichten. Mikroplastik aus Ökotest-Sicht diskutierte auch der Gastreferent Jürgen-Stellpflug, Chefredakteur der Zeitschrift Ökotest Frankfurt und verwies auf die Philosophie seines Magazins, grundsätzlich vorbeugende Empfehlungen auszusprechen, die schon bei geringen Verdachtsmomenten greifen, besonders, wenn Alternativen zur Verfügung stehen.

Tipps zur erfolgreichen Positionierung einer Marke im Markt gab Dr. Andreas Leistikow, Chefredakteur des markt intern Verlags Düsseldorf. Sein Credo: Eine Marke ist mehr als ihr technischer Nutzen. Marken müssen Geschichten erzählen. Ein guter Geschäftsauftritt sollte aufgebaut sein wie ein guter Roman. Beispielhaft illustrierte er seine Ausführungen am Konzept eines Bestsellers.

Zum Abschluss der Veranstaltung informierte Dr. Reinhold Brunke, GeschäftsfĂĽhrer von ICADA ĂĽber aktuelle Entscheidungen und Diskussionspunkte aus BrĂĽssel, so zum Beispiel ĂĽber die Veröffentlichung des Nanomaterial-Kataloges und die ersten EinsprĂĽche dagegen, die Veröffentlichung des INCI-Glossars, die neueste Version des Borderline-Manuals 2-2, die Vorteile der ISO 16128, das Scheitern der kosmetischen Dienstleistungsnorm EN 16708, das quasi-Verbot reiner ethischer Ă–le als kosmetische Mittel,  den Stand der Aluminium-Bewertung, IrrefĂĽhrung mit „Hormonen in der Kosmetik“, das PETA-Konzept, mögliche China-Exporte ohne Tierversuche, Aussetzung von PID-Pflichten, Allergy-Certified und die Wiederaufnahme der Claimarbeitsgruppe besonders zum Thema „Tierversuchs-frei“. Auch wurde auf die Probleme bei der Werbeaussage mit „Mikrobiom“ hingewiesen und entsprechender Verbandseinsatz fĂĽr die Verwendbarkeit in BrĂĽssel angekĂĽndigt.

ICADA-Fachtagung 2013 in Frankfurt

Am 28. November trafen sich ĂĽber 130 Vertreter der Kosmetikbranche zur
halbjährlichen ICADA-Fachtagung in Frankfurt. Geleitet wurde der Tag durch vielfältige
und vor allem praxisnahe Vorträge zu aktuellen Trends der Branche. Diese waren
Ausgangspunkte fĂĽr intensive Diskussionen und kritische Auseinandersetzungen
mit den neusten Entwicklungen der Kosmetikbranche. DarĂĽber hinaus bot die ICADA-
Fachtagung den Teilnehmern Möglichkeit zum Networken und Erfahrungsaustausch
mit Vertretern aus unterschiedlichsten Bereichen der Kosmetikbranche. Gekennzeichnet
war die Fachtagung durch ihren kritischen, aber immer konstruktiven
Umgang, auch mit brisanten Themen, und dem Anspruch den Teilnehmern praxisorientiert
Hilfestellungen fĂĽr ihre Arbeit zu liefern. Als Experten auf der Fachtagung
fungierten in diesem Jahr:

Dr. Annemarie Burkhard, Landesuntersuchungsamt Mainz, Mitglied der
Kommissionsarbeitsgruppe: Anforderungen des Wirkaussagen-Leitfadens an die
Wirksamkeitsbelege; weitere Themen der Kommissions-Gruppe
Welche Werbeaussagen dĂĽrfen ĂĽber Produkte gemacht werden und welche Kriterien
sind dabei zu beachten, besonders vor dem Hintergrund der neuen europäischen
Kosmetikverordnung? Antworten darauf gab der Vortrag von Dr. Annemarie Burkhard.
Anschaulich erläuterte Sie Punkte wie Belegbarkeit oder Verbrauchererwartung
und gab den Teilnehmern praxisnahe Empfehlungen aus ihrer Arbeit fĂĽr das Landesuntersuchungsamt.

Roman Bleichenbacher, Codecheck, ZĂĽrich: Produktbewertungsportal Code
Check
Einer der am kontroversesten diskutierten Vorträge des Tages lieferte Roman Bleichenbacher,
der GrĂĽnder des Internetportals Codecheck.info. Angetreten mit dem
Slogan „Shop like an expert“, informiert das Portal im Netz oder als App über Produkte
und deren Inhaltsstoffe und bietet die Möglichkeit Produkte zu bewerten. Die an
den Vortrag anschlieĂźende Diskussion machte deutlich: Das Portal bietet Verbrauchen
und Herstellern viele Vorteile, doch besteht auch Optimierungsbedarf an sachlicher
Qualität der vom Portal zur Verfügung gestellten Informationen. Als Ergebnis
des Vortrags auf der ICADA-Fachtagung hat sich eine Expertengruppe gebildet,
die sich mit den Betreibern des Portals austauschen wird.

Dr. Bettina Mach, Chemical Compliance & Competence, Hamburg: Was man
überendokrine Wirkung (“Hormone in der Kosmetik”) zur Vorbereitung auf die Anforderungen
des Artikels 15.4 KVO wissen sollte: Produktkontrolle, kompetente Kunden-
Information undMarkt-Beruhigung.
Endokrine Stoffe kamen in der Vergangenheit als „Hormoncocktail im Badezimmer“
zu zweifelhaftem Ruhm in den Medien – nicht zuletzt dank der Berichterstattung rund
um die ToxFox-App des BUND. Dr. Bettina Mach erklärte in ihrem Vortrag ausführlich
was wirklich hinter dem vermeintlichen „Schreckgespenst“ steckt. Nicht jeder endokrine
Stoff ist auch ein endokriner Disruptor und damit potentielle gesundheitsgefährdend.
Der Vortrag machte deutlich, wie wichtig ein sachlicher und informierter
Umgang auch mit diesem Thema ist. Frau Dr. Machs Beitrag leistete dafĂĽr einen
wichtigen Beitrag!

Markus Ferber, Europäische Mittelstandspolitik – Chancen und Herausforderungen
„Vorfahrt für KMU“ – das ist der Leitgedanke des Small Business Act. Nicht ohne
Grund, denn kleine und mittlere Unternehmen sind das Rückgrat der europäischen
Wirtschaft. Die neue europäische Kosmetikverordnung (KVO) entzieht sich aber diesem
Prinzip, und das obwohl 97 Prozent aller Kosmetikfirmen in der EU kleine und
mittlere Unternehmen sind. Diese Problematik diskutierte der Sprecher des Parlamentskreises
Mittelstand im Europäischen Parlament und lieferte interessante Einblicke
in die BrĂĽsseler Politikwirklichkeit, nicht ohne Hoffnung auf verbesserung der zukĂĽnftigen
KMU-Perspektiven zu geben.
.
Dr. Frank PflĂĽger Rechtsanwalt, Dipl.-Betrw. Fachanwalt fĂĽr Medizinrecht;
Baker & McKenzie – Frankfurt/Main: Der Wirkaussagen-Leitfaden und der Artikel
20 KVO aus juristischer Sicht
Bei juristischen Fragen rund um die EU Claims-Verordnung herrschen viele Unsicherheiten.
Diese zu verkleinern war das Ziel des Vortrags von Dr. Frank PflĂĽger.
Inhaltlich schloss der Fachanwalt fĂĽr Medizinrecht den Kreis zum Vortrag von Dr.
Annemarie Burkhard und informierte die Teilnehmer ĂĽber die juristischen HintergrĂĽnde
zum Wirkaussagen-Leitfaden und dem Artikel 20 der KVO. Sowohl die Beispiele
aus seiner Berufserfahrung als auch die angeregte Diskussion im Anschluss an seinen
Vortrag machten deutlich, wie groĂź der Informationsbedarf bei diesem sensiblen
Thema ist. Der ICADA-Fachkongress war ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Dr. B. Krämer, KMU-Services, Bad Wimpfen: Bedeutung, Sinn und Unsinn von
MHD,PAO und Kombinationen
Die Haltbarkeit von kosmetischen Produkten muss gekennzeichnet sein. Welche
Möglichkeiten der Gesetzgeber dafür vorsieht und wie sich die Kennzeichnungspflicht
im Laufe der Zeit verändert hat, darüber informierte Dr. B. Krämer in seinem
Vortrag. Anschaulich verdeutlichte der den Teilnehmern die Vor- und/oder Nachteile
von Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und Period after Opening (PAO) und zeigte auf
welche Möglichkeiten die aktuelle VO 1223/2009 kennt.

Dr. Reinhold A. Brunke, ICADA eV, Düsseldorf: Bonus-Vortrag – Probleme und
offene Fragen bei der Umsetzung der neuen KVO; Kosten- und Aufwand-
Senkungspotenziale
Schon eine feste Tradition auf jeder ICADA-Fachtagung ist der Bonus-Vortrag von
Dr.Reinhold A. Brunke. Dieses Mal stand der Vortrag ganz im Zeichen der neuen
KVO. Aus der Erfahrung der vergangenen Monate berichtete der ICADAGeschäftsführer
ĂĽber Entwicklungen und Ereignisse aus der ICADA-Verbandswelt
und bot den Teilnehmern praktische Tipps und Informationsmöglichkeiten zu aktuellen
Fragestellungen. Der vollständige Vortrag ist als PDF im Mitgliederbereich herunterladbar.

Ăśber ICADA:
ICADA (international cosmetics and device association e.V.) ist ein europaweit agierender
KMU-Verband. ICADA wurde 2008 gegrĂĽndet und setzt sich fĂĽr die Interessen der KMU in
den Bereichen präparative Kosmetik, apparative Kosmetik, natürliche Wasch- und Reinigungsmitteln
sowie NEM und Lebensmittel ein. KMU machen 97 Prozent aller Kosmetikfirmen
in der EU und 60% aller direkt Beschäftigten (circa 90.000) der EU-Kosmetikbranche
aus. ICADA ist in Brüssel mit Standort und Repräsentanz vertreten.